Datenträgerbereinigung unter Windows

In manchen Fällen fährt eine Windows 7,8,10 Umgebung gegen die Wand, weil auf der Windows-Partition kein Platz mehr für neue (temp.) Daten zur Verfügung steht. Geht der Plattenplatz zu Ende, ist meist Eile geboten. Im Regelfall ist es sinnvoller selbst Hand anzulegen, bevor Windows eigene Mechanismen aktiviert (Reduzierung der Auslagerungsdatei, Löschen von Wiederherstellungspunkten, etc.):

Bei geschäftlichen Rechnern können meist nicht mehr notwendige Benutzerprofile gelöscht werden. Mit administrativen Rechten kann in der Suchleiste „Benutzerprofile“ eingegeben werden und unnötige (historische) Benutzerprofile können ausgewählt und gelöscht werden.

Als nächstes hilft die Windows-eigene Datenträgerbereinigung weiter. Dazu wird in der Suchleiste „Datenträgerbereinigung“ eingegeben und die Windows-Partition (meist c:\) ausgewählt. Als Ergebnis erscheint eine Liste mit Löschvorschlägen. Falls Sie noch gründlicher aufräumen wollen, drücken Sie den Button „Systemdateien bereinigen“. Im Regelfall können die Löschvorschläge des Windows-Systems akzeptiert werden. In manchen Fällen wird der Inhalt des Ordners „C:\Benutzer\<Windows Kontoname>\ appdata\ local\temp\“ nicht gelöscht, was Sie manuell tun können. Ebenso können Sie auch den Inhalt von „C:\Windows\SoftwareDistribution“ löschen, da hier nur die Installationsdateien von Windows-Updates abgelegt sind. Zuvor müssen Sie die beiden Dienste „Windows Update“ und „Intelligenter Hintergrundübertragungsdienst“ stoppen und nach der Löschaktion wieder starten.

In einem nächsten Schritt kann versucht werden große Dateien zu identifizieren und ggfs. zu löschen. Markieren Sie dazu auf der linken Explorer-Seite die Windows-Partition und geben im Windows-Explorer oben rechts im Suchfeld „größe:>200m“ ein. Sie bekommen nun Dateien aufgelistet, die größer als 200 MB sind. In vielen Fällen tauchen hier iso-Dateien, heruntergeladene Dateien, etc. auf, die ggfs. nach genauer Prüfung gelöscht werden können.

Nach den unterschiedlichen Datenbereinigungen können Sie auch noch prüfen, ob ganze Programmpakete deinstalliert werden können. Die Deinstallationsroutinen finden Sie unter „Systemsteuerung / Programme und Funktionen“.

Unter Windows 8.1 und Windows 10 können Sie unter Verzicht des Schnellstarts und des Ruhezustandes die Datei c:\hiberfil.sys löschen. Dazu geben Sie in einer administrativen Eingabeaufforderung den Befehl „powercfg -h off“ ein. Aktivieren geht dann wieder mit „on“ statt „off“.

Zum Schluss noch ein Hinweis, wo Sie keine Dateien löschen sollten:
Unterhalb von c:\windows\installer (enthält zukünftige Updates) und
c:\windows\winsxs (enthält Dateien der prod. Windows-Umgebung).

Notfall-CD 2014 aus Computer Praxis Spezial 12/2013

notfall-cd_2014Mit Heft 12/2013 stellt die Redaktion der Zeitschrift Computer Praxis Spezial (Microsoft) eine spezielle Notfall-CD 2014 zur Verfügung. Die CD kann hier heruntergeladen werden. Die angepasste Lesslinux Umgebung mit isolinux 5.02 kann auch auf einem USB-Stick installiert werden. Der Einsatz des USB-Sticks bietet sich bei PCs unter 1 GB Hauptspeicher an. Das Rettungsmedium beinhaltet umfangreiche Tools zur PC-Soforthilfe:

  • Festplattenanalyse über SMART-Werte mit Self-test Option
  • Rettung gelöschter Daten und Dateien mit graph. Benutzeroberfläche (photorec)
  • Blockweises Klonen von Festplatten
  • MBR reparieren
  • Windows-Kennwort zurücksetzen
  • Internetzugang (auch über WLAN möglich) und Firefox-Browser 18.0.2 „Nightly“

Besonders einfach ist das Mounten von Laufwerken auf diesem Notfallsystem umgesetzt, da über das Icon „Laufwerke“ die vorhandenen Partitionen grafisch angezeigt werden und per Auswahl auf Lese- und Schreibzugriff mit einem Klick die verfügbaren Laufwerke gemountet werden können.

Fehlerprüfung der Festplatte:

Im Applikationsmenü, Rettungswerkzeuge, „Platte testen“ wählen. In der Festplattenübersicht wählen Sie die zu analysierende Festplatte mit einem Doppelklick aus. Im Register „Identity“ werden die wichtigsten Festplattenparameter angezeigt. Im Register „Attributes“ werden die SMART-Parameter der Festplatte ausgelesen. In der Spalte „Failed“ sollte bei einer funktionierenden Festplatte überall „never“ stehen.

Im Register „Perform Tests“ kann ein Schnelltest mit „Short Self-test“ oder ein detaillierter Test mit „Extended Self-test“ durchgeführt werden. Das Ergebnis der Tests ist in den Register „Self-test Log“ und „Error Log“ einsehbar. Im Register „Self-test Log“ steht auch der Lifetime-Wert der Festplatte in Stunden.

Gelöschte Dateien und Laufwerke retten:

Im Applikationsmenü, Rettungswerkzeuge, „Daten retten“ wählen. Es erscheint der photorec-Assistent in Form einer grafischen Benutzeroberfläche. Nach Klick auf „Vor“ kann die Partition oder die gesamte Festplatte als Suchquelle ausgewählt werden. Als nächstes kann der zu suchende Dateityp ausgewählt werden. Nun soll das Zielverzeichnis ausgewählt werden. Die Einstellungen belassen, da die gefundenen Dateien standardmäßig auf dem Desktop (also im Hauptspeicher) abgelegt werden.

Zum Schluss erscheint eine Zusammenfassung der Einstellungen. Mit Klick auf „Anwenden“ startet die Suche. Nach der Suche erscheint ein Fenster, welches Sie mit „ok“ bestätigen können. Es öffnet sich ein neues Fenster mit den gefundenen Dateien.

Windows Kennwort zurücksetzen:

Um das Windows Kennwort löschen zu können, muss die Systempartition der Windows-Umgebung mit Schreibrechten gemountet sein. Im Applikationsmenü, Rettungswerkzeuge, „Kennwort neu“ wählen. Ein Assistent startet, auf „Vor“ klicken und per autom. Suche die SAM-Datei auf der gemounteten Partition suchen lassen. Im nächsten Fenster kann das Konto ausgewählt werden, dessen Kennwort zurückgesetzt werden soll. Nach einem bestätigten Haftungsausschluss versucht das Tool das Kennwort auf ein leeres Kennwort zurückzusetzen. Beim nächsten Windows-Neustart sollte das Kennwort zu dem ausgewählten Konto leer gelassen werden.

 

Neue Notfall-DVD der PC-Welt

pcweltMit Heft 11/2011 stellt die Redaktion der PC-Welt eine spezielle Notfall-DVD zur Verfügung. Das Rettungsmedium beinhaltet folgende drei Systeme:

  • PC-Welt Notfall-DVD (basiert auf Knoppix 6.7 Live GNU/Linux)
  • Parted Magic 6.6
  • Extras und Tools (Memtest, HDT, Super Grub, MHDD, Plop Bootmanager)

Die angepasste Knoppix 6.7 Umgebung mit Linux Kernel 2.6.39.3 beinhaltet mehrere Analysetools für Festplatten. Zur Restauration von Laufwerken und Partitionen können die Tools „TestDisk“ und „PhotoRec“ in der Version 6.11 helfen. In der Notfall-Umgebung steht neben einem Tool zur Zurücksetzung von Windows-Kennwörtern auch die Wiederherstellungskonsole für Windows XP zur Verfügung (Details hier im Blog).

Die Parted Magic Umgebung beinhaltet ein interessantes Intel-Tool zum Funktionstest eines Prozessors. Mit dem „System Stability Tester“ kann ein Prozessor durch Berechnung der Zahl PI auf Volllast getrieben werden. Wählen Sie dazu aus dem Startmenü „System Tools“ den Eintrag „System Stability Tester“ aus. Ganz oben im Tool können Sie die Anzahl der Nachkommastellen der Zahl PI definieren (Standard 128k). Neben „Threads“ können Sie die Anzahl der parallelen Prozesse einstellen. Für einen Volllastbetrieb kann hier „32“ (Prozesse) eingestellt werden. Mit Klick auf den Run-Button beginnt der Rechenprozeß. Erscheint am Ende der Prozessorvalidierung das Ergebnis „Borwein Passed“  scheint der Prozessor in Ordnung zu sein. Für eine stärkere Belastungsanalyse können höhere Nachkommastellen für die Zahl PI ausgewählt werden. Liefert der Prozessor auch bei einer sehr hohen Anzahl der Nachkommastellen das Ergebnis „Borwein Passed“, hat der Prozessor den Betastungstest bestanden.

Für die Analyse einer Festplatte steht das Tool Gsmartcontrol zur Verfügung. Gsmartcontrol starten Sie mit Klick auf „Disk Health“. Nach Auswahl der Festplatte können Sie mit „Perform Test“ und dem Execute-Button den Test beginnen. Im Register „Attributes“ werden die SMART-Parameter der Festplatte angezeigt. Die Bedeutung der SMART-Parameter wurden hier im Blog schon besprochen.

Unter dem Eintrag „Extras und Tools“ steht Memtest86+ 4.10, Hardware Detection Tool (HDT), Super Grub Disk1, Super Grub Disk 2, MHDD 4.6 (Festplattendiagnose) und der Plop Bootmanager zur Verfügung.

Best Practice: Festplattenanalyse

Nachdem ich schon mehrfach gefragt wurde, welche Tools zur Festplattenanalyse im laufenden Betrieb sinnvoll sind, möchte ich hier mal fünf Tools vorstellen:

Crystal Disk Info 4.0.1

Crystal Disk Info ist als Stickware verfügbar, benötigt also keine Installation. Das einfach zu bedienende Tool liest SMART-Daten von der Festplatte aus und informiert über drohende Defekte. Das Freeware-Tool kann die Festplatte über einen längeren Zeitraum analysieren und liest auch die Temperatur-Daten aus, welche grafisch dargestellt werden können. Das Tool liegt dem hier im Blog vorgestellten Admin-Stick bei.

HDD Scan 3.3

Das Diagnose-Tool ermittelt SMART-Informationen und prüft interne/externe Festplatten auf physische Schäden. Das Stickware-Tool bietet nach dem Start zunächst die Möglichkeit eine zu analysierende IDE/SCSI/SATA/SAS/SDD-Festplatte auszuwählen. Nach der Anzeige von detaillierten SMART-Informationen kann die Geschwindigkeit von Lese- und Schreiboperationen ermittelt werden. Ein Temperaturmonitor prüft, ob die Festplatte heiß läuft. Bei der Anzeige der SMART-Werte sollte der Grenzwert (Threshold) durch die ermittelten Werte nicht unterschritten werden. Eine neue Platte (HDD) startet bei 100 und zählt dann abwärts. Unterschreitet der SMART-Eintrag (ID1) „Raw Read Error Rate“ (Anzahl der Lesefehler) den Grenzwert von 51, ist dies ein Hinweis auf einen anfälligen Schreib-Lese-Kopf. SMART-Werte von USB-Platten lassen sich nur selten auslesen (Link für Details).

Wer mal in eine Festplatte schauen möchte, klickt auf diesen Link.

SeaTools von Seagate

SeaTools ist ein umfassendes, einfaches und herstellerunabhängiges Diagnose-Tool, mit dessen Hilfe Sie schnell den Zustand Ihrer externen Festplatte sowie der Festplatte in Ihrem Desktop-PC oder Notebook ermitteln können. Das Freeware-Tool (keine Stickware) verfügt über ein ausführliches Handbuch. Nach der Installation des Tools müssen Sie zuerst die zu untersuchende Festplatte Ihres Rechners auswählen. Danach haben Sie unterschiedliche Testoptionen: SMART-Test, kurzer und langer Festplatten-Selbsttest, Festplatteninformationen, etc. Manche Analyseverfahren stehen zum Beispiel nicht bei allen USB-Festplatten zur Verfügung. Es ist auch eine Reparaturoption verfügbar.

Data Lifeguard Diagnostic (DLGDIAG) von Western Digital

Auch mit diesem Tool können Sie eine Festplatte (herstellerunabhängig) überprüfen. Suchen Sie dazu auf der Download-Seite das geeignete Festplatten-Laufwerk (EISE, SATA, USB, SSD, etc.) aus. Das Stickware-Tool müssen Sie als Administrator ausführen. Nach Start und Rechtsklick mit der Maus auf die angezeigte Festplatte steht Ihnen ein Schnell-Test und ein Erweiterter-Test zur Verfügung.

Drive Fitness Tool von Hitachi (Boot-CD)

Das Drive Fitness Freeware-Tool von Hitachi steht Ihnen als iso-Datei zum Download zur Verfügung. Nachden Sie die iso-Datei auf eine CD gebrannt haben, booten Sie den PC mit dem erstellen Datenträger. Die einfach gestaltete grafische Benutzeroberfläche ermöglicht Ihnen einen schnellen Festplattentest für unterschiedliche SCSI, IDE und SATA Festplattenlaufwerke.

Acronis Drive Monitor 1.0

Acronis Drive Monitor überwacht im Betrieb alle verfügbaren Festplatten und bietet eine aktive Benachrichtigung, wenn die Festplatte defekt oder zu heiß wird. Das Freeware-Tool integriert sich im System-Tray und kann mit der rechten Maustaste geöffnet werden. Über Optionen können unterschiedliche Alarmwerte definiert werden und mit dem Tool lassen sich Wochenberichte mit unterschiedlichen Festplatten-Parametern erstellen.

Smart Defrag 2.01

Smart Defrag ist ein Defragmentier-Tool, welches effizienter als das Windows-eigene Defrag-Tool arbeiten soll. Es werden z.B. nur größere Dateien verschoben. Das ca. 4 MB große Freeware-Tool muss auf dem Zielrechner installiert werden und integriert sich im System-Tray. Sie können über die Option „Automatisch“ bestimmen, in welcher Zeitspanne bzw. Nicht-Aktivität das Tool seine Arbeit verrichten soll. Das performant im Hintergrund agierende Tool optimiert auch während des Bootvorgangs die Dateiablage auf dem PC.

GSmartControl

Manche Smart-Werte wie z.B. der Datendurchsatz ID2 (Throughput Performance) können nur durch einen Testlauf ermittelt werden. GSmartControl bietet für die Performance-Messung eine grafische Benutzeroberfläche, die  über „Perform Tests“ und einem Klick auf „Execute“ gestartet werden kann. GSmartControl ist seit Version 3.5 in der Live-CD Parted Magic integriert.

Parted Magic 6.1

Die linuxbasierte Live-CD Parted Magic Version 6.1 (boot/syslinux 4.04, Kernel 2.6.38, Xorg-Build, unetbootin-linux) ist eine mächtige Linux-Distribution, die zahlreiche Tools zum Partitionieren und Bearbeiten von Festplatten enthält. Neben dem Klassiker GParted finden sich auch Datenrettungstools wie Testdisk 6.12 und PhotoRec auf der Live-CD. Parted Magic bietet eine gute Hardwareerkennung (nur 64 MB Hauptspeicher für den Betrieb erforderlich) und das integrierte WLAN-Modul läßt sich auch mit neuerer Hardware problemlos starten. Die Live-CD mit einfach gestalteter GUI ist auch Bestandteil vieler Multiboot USB-Sticks, die um folgende Tools ergänzt werden:

  • Formatieren interner und externer Festplatten
  • Partitionsmanagement mit GParted
  • Kloning und Backup von Festplatten
  • Validierung von Festplatten, Sektorenanalyse
  • Hauptspeicheranalyse mit Memtest86+
  • Performanceanalyse des Rechners
  • Sicheres Löschen von Daten der Festplatte
  • Sicherung von Daten auf NTFS-Partitionen
  • Mozilla Firefox 4.0.1

Eine ausfürliche Liste der Tool finden Sie hier. Neben GParted 0.8.1 befinden sich auch chntpw (Windows Password manipulieren), stress (Stress Tool), smartctl (SMART Tool) und ddrescue auf der Live-CD.

Parted Magic (auch als PXE-Variante verfügbar) eignet sich besonders für den Einsatz bei PC-Systemen, deren Hardwareausstattung am unteren Ende der Skala anzusiedeln ist.